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Wie Sie leistungsschwache Kollegen überleben

Wie Sie leistungsschwache Kollegen überleben

Wie Sie leistungsschwache Kollegen überleben

Kommt Ihnen das bekannt vor? Im Zweifel übernehmen Sie den Job, weil Kollege X immer alles falsch, unsauber oder unzuverlässig erledigt. Der Teufelskreis verläuft überall ähnlich: Eines oder mehrere Teammitglieder, nicht selten auch der Chef oder Projektleiter, bürden Ihnen als Leistungsträger immer mehr Arbeit auf. Oft verteilen sie dabei Lob oder die stille Anerkennung des Nichts-Sagens, was Ihnen als Fleißigen den Eindruck vermittelt, unentbehrlich zu sein. Schließlich werden die Arbeitstage immer länger, die Belastung steigt und steigt. Der Entwickler eines Hamburger Unternehmens übernahm nach und nach Aufgaben, die Kollegen nicht schafften. Um ihn bei der Stange zu halten, stellte ihm der Vorgesetzte sehr vage eine Teamleitung in Aussicht.

Die Angloamerikaner nennen diesen in allen Unternehmen verbreiteten Typ „lazy co-worker“ und es gibt im Internet reihenweise Tipps „how to survive lazy co-workers“. Manchmal ist ihr Ausbeuteschema schon früh erkennbar: In der Schule sind sie es, die auf die Lösungen des Nachbarn schielen, Hausaufgaben abschreiben und sich sogar die Pfuschzettel vervielfältigen lassen („Du ich geb’ Dir ’nen Cent, wenn Du Deinen Spickzettel mal grade kopierst“). Auf der Arbeit werden sie zu Kollegen, die den Weg des geringsten Widerstands und einfachsten Joblebens beschreiten. Aufgaben und Projekte, die ihren Horizont – zeitlich und geistig – übersteigen, lehnen sie ab oder erledigen sie so, dass andere Teammitglieder Mehrarbeit haben. Stress ist ihnen weitestgehend fremd, weil sie stets früh genug nach Hause gehen oder signifikant langsam arbeiten. Wahrscheinlich haben sie Zeit für ein ausuferndes Privatleben und können es sich leisten, nebenbei ehrenamtliche Fußballtrainer für F- und E-Mannschaften zu sein.

Gegenüber Kollegen Grenzen ziehen

Sie erkennen Kollegen wieder? Dann fragen Sie sich sicher: Was tun? Schauen wir uns die einzelnen Situationen einmal näher an: Der Kollege ist schlicht ein Faulpelz, stellt seine Arbeit nicht fertig und Sie können nicht weitermachen? Vereinbaren Sie minutengenaue Termine, bis wann Sie mit der fertigen Arbeit rechnen können. Nerven Sie, sprechen Sie auch mit dem Kollegen, anstatt alles per E-Mail zu erledigen. Wirklich: Worte bewirken Wunder. Setzen Sie Ihren Chef oder den Projektleiter im CC: der E-Mail über Terminvereinbarungen in Kenntnis. Wenn alle Stricke reißen, fordern Sie: Entweder Sie bekommen einen neuen Kollegen für die Lösung dieser Aufgabe zugeteilt oder der Chef redet ein letztes, ernstes Wort mit dem untätigen Mitarbeiter.

Das Klein-Doofi-Problem hat zum Ergebnis, dass der Kollege nur Mist abliefert. Liegt es am schlechten Briefing? Hat er nicht alles verstanden? Klären Sie das! Finden Sie sich damit ab, dass der durchschnittliche IQ eben doch bei 95 liegt (aber sprechen Sie das bitte nicht aus). Sagen Sie, dass es Mist ist oder noch besser: Lassen Sie es den Chef sagen. Fragen Sie den Kollegen, ob er überhaupt Lust hat, diesen Job zu machen. Vielleicht kann er die ungeliebte Aufgabe mit einem anderen Mitarbeiter tauschen und Ihre Kritik ist letztendlich sogar positiv?

Der Pseudo-Chef als Untertyp des Lazy Co-Workers ist besonders nervig: Dieser Kollege behandelt Sie, als wäre er Ihr Chef und bürdet Ihnen immer neue Jobs auf. Sprechen Sie das Thema an und lehnen Sie es ab, neue Jobs anzunehmen. Vergessen Sie dabei nicht, kommunikative Cleverness walten zu lassen, also Ich-Botschaften zu formulieren („Ich finde“, „Mich stört“, „Auf mich wirkt das“…). Wenn die Kommunikation wirkungslos bleibt: Zahlen Sie Gleiches mit Gleichem heim: Verteilen Sie Aufgaben! Rückdelegation nennt man dies – hier sehr passend.

Das unterschiedliche Leistungsstufen-Thema ist als Variante des Lazy Co-Workings auch sehr verbreitet: Sie wollen bessere Arbeit leisten als der Kollege, der mit „weniger ist mehr“ zufrieden ist. Klären Sie, was genau der Arbeitsauftrag ist. Weisen Sie den Kollegen darauf hin, dass seine Arbeit zur Zielerreichung nicht ausreicht. Suchen Sie sich andere Leistungsfelder, sofern „weniger ist mehr“ tatsächlich zur Zielerreichung genügt. Das kommt vor.

Tipps für den richtigen Umgang

Zwei Tipps sind unabhängig von der Art des Lazy-Co-Workings. Nummer eins: Versuchen Sie zu verstehen, wie der andere tickt. Manche Menschen brauchen genaue Briefings und Prozessvorgaben, andere reagieren auf solche Vorgaben mit Ignoranz. So ist ein wenig detailorientierter Mensch oft zu grob in seiner Informationsweitergabe. Je genauer die Erwartungen und Notwendigkeiten formuliert sind desto besser. Gehen Sie nie davon aus, dass die anderen Ihre „Sprache“ verstehen, sondern übersetzen Sie sie und machen Sie Ihr Anliegen für die Kollegen verständlich.

Zweiter Tipp: Wer sich über faule Kollegen ärgert, kann oft selbst schlecht „Nein“ sagen. Das sollten Sie aber! Einmal „Nein“ ist keinmal „Nein“.

Noch mehr humorvolle Anleitungen zum Umgang mit lästigen Kollegen finden Sie in dem von den Autoren Svenja Hofert und Thorsten Visbal verfassten Ratgeber “Ich hasse Teams. Wie Sie die Woche mit Kollegen überleben.” Das Buch ist 2010 bei Eichborn erschienen. Unter www.ichhasseteams.de können Sie einen Test machen, der ermittelt, ob Sie Einzelkämpfer oder Teamplayer sind.

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